TIndividuell mit Rucksack, Schlafsack und Zelt zu reisen, ist für viele der Innenbegriff von Freiheit. Die Balkanregion ist vor allem in den Sommermonaten ideal für ein solches Vorhaben. Beim Reisen per Anhalter kommt man in den ehemaligen sozialistischen Ländern, also alle Balkanländer außer den Griechen, zügig voran. Freies Campen in der Wildnis ist in vielen Ländern Südosteuropas möglich, auch wenn es offiziell verboten ist und länderspezifisch einige Besonderheiten beachtet werden müssen.

Was man beim Trampen in den verschiedenen Balkanstaaten beachten muss

Wie bereits erwähnt, eignet sich die Region sehr gut für das Reisen per Anhalter. Auch konventionelle Transportmittel wie Überlandbusse oder Züge sind sehr preiswert. Trotzdem lohnt es sich mit dem Daumen zu reisen, um mit den Einheimischen in Kontakt zu treten, die Kultur unmittelbar zu erleben und persönliche Geschichten auszutauschen. Mit Sprachbarrieren muss man allerdings rechnen. Ein paar grundlegende Russischkenntnisse helfen in dieser Region zweifelsohne schon weiter. Jüngere Menschen können oft Englisch. In Kroatien sprechen viele Menschen außerdem Italienisch.

Das Reisen per Anhalter in Auto oder LKW unterscheidet sich in den verschiedenen Balkanländern nicht gravierend, allerdings gibt es ein paar Besonderheiten zu beachten. In Kroatien, Mazedonien und bei den Griechen müssen Tramper erfahrungsgemäß mit längeren Wartezeiten rechnen als in anderen Balkanstaaten – kein gutes Pflaster für Tramprennen. Mazedonien und Montenegro sind außerdem sehr gebirgig und die Straßen größtenteils in sehr schlechtem Zustand. Daher sind auch die Fahrzeiten ungewöhnlich lang. Die wunderschöne Landschaft entschädigt allerdings für das langsame Tempo.

Trampen ist in allen Balkanländern legal. In einigen Ländern jedoch, darunter zum Beispiel Serbien, ist es verboten, Fahrzeuge auf der Autobahn anzuhalten. Dazu zählen auch Mautstationen. Üblicherweise wird man von der Polizei lediglich dazu aufgefordert, die entsprechenden Orte zu verlassen und muss keine Strafe bezahlen. Es ist aber generell nicht empfehlenswert Fahrzeuge direkt an der Autobahn zu stoppen, da diese schlecht halten können und es schlichtweg gefährlich ist. Viel besser ist es, potentielle Fahrer direkt an Raststätten oder Tankstellen anzusprechen.

In anderen Ländern sind informelle Taxis ein weit verbreitetes Transportmittel. Viele Fahrer werden deshalb, vor allem in Albanien, Bosnien und Mazedonien, Geld für die Fahrt erwarten. Möglichen Missverständnissen sollte man mit einer simplen „no taxi“ Phrase vorbeugen, bevor man sich fragt warum der Fahrer nach der Fahrt unfreundlich die Hand aufhält, um Geld einzufordern. Auch ein Schild, das die gewünschte Destination oder Richtung angibt, kann nützlich sein, um sich von „gewöhnlichen“ Reisenden zu unterscheiden.

Freies Campen auf dem Balkan und andere Übernachtungsmöglichkeiten

Wild campen ist, wie eingangs schon geschrieben, in allen Balkanstaaten offiziell verboten. Besonders in Kroatien, Serbien, Mazedonien, Bulgarien und Slowenien gelten laut ADAC sehr strenge Regeln. Dort dürfe man nicht mal weder auf Parkplätzen oder Raststätten mit dem Wohnmobil stehen, noch auf privaten Grundstücken das Zelt aufschlagen. In der Praxis wird dieses Vergehen jedoch unterschiedlich hart geahndet. Erfahrungsgemäß ist freies campen in Bulgarien, Albanien, Montenegro, Mazedonien und dem Kosovo leicht durchführbar und wird selten bestraft. Man sollte jedoch darauf achten, sein Lager außer Sichtweite von Wohnhäusern, Passanten oder gar Hotels und Campingplätzen aufzuschlagen.

Gerade in den Urlaubsländern wie Kroatien und auch bei den Griechen wird vor allem in der Hochsaison an gängigen Stellen häufig kontrolliert. Auch in geschützten Naturparks oder in der Nähe sollte man keinesfalls das Zelt aufschlagen. Hier wird stets intensiv kontrolliert und teilweise werden sehr hohe Strafen verhängt. Üblicherweise kostet das um die 100 Euro, aber auch eine Strafe von bis zu 1.000 Euro können verhängt werden. Als Vorsichtsmaßnahme sollte man nie länger als eine Nacht an einem Ort im Freien campen. Wer viel unterwegs ist und häufig den Zeltstandort wechselt, schafft sich für die Reise am besten ein Wurfzelt an, das sich in wenigen Sekunden auf- und abbauen lässt. Auch bei schlechten Lichtverhältnissen ist ein Wurfzelt sehr praktisch. Was gehört sonst noch in den Rucksack, damit beim wild campen alles rund geht? Auf jeden Fall ein guter Schlafsack, Isomatte, ein Hammer, Klappspaten, Insektenschutzmittel, Toilettenpapier und eine Taschenlampe!

In allen Balkanländern, mit Ausnahme des Kosovo, gibt es außerdem ein gutes Netz an Campinganlagen. Die meisten Plätze sind von Mitte April bis Ende September geöffnet. In den Balkanländern gibt es außerdem günstige Hotels, Pensionen oder auch Jugendherbergen. Allein in den Urlaubsländern Griechenland und Kroatien kann es in der Hochsaison teuer werden. In vielen Ländern bieten Einheimische privat Zimmer an. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist oft ausgesprochen gut. Wer per Anhalter unterwegs ist, wird vor allem in besonders gastfreundlichen und weniger touristischen Ländern wie Albanien oder Serbien häufig von den Fahrern nach Hause eingeladen. Kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten kann man sich außerdem über das Gastfreundschaftsnetzwerk „Couchsurfing“ organisieren.

Sicherheitshinweise für das Trampen und wild campen auf dem Balkan

Für allein reisende Frauen ist Südosteuropa nicht mehr gefährlich als andere Teile Europas. Als generelle Vorsichtsmaßnahme sollte man aber immer mindestens zu zweit den Daumen raushalten. Nachts sollte man keinesfalls reisen, nicht nur wegen der erhöhten Überfallgefahr, sondern auch wegen der schlechten Straßenverhältnisse und mangelhafter Beleuchtung. In den vom Balkankrieg in den 90er Jahren betroffenen Ländern ist außerdem wegen fortbestehender Minengefahr Vorsicht geboten. Befestigte Straßen sollte man nicht verlassen und sich vorher bei Einheimischen erkundigen, welche Gegenden als sicher gelten. Besonders viele Minen gibt es weiterhin in Bosnien, aber auch in Teilen Serbiens, Kroatiens und des Kosovo. In diesen Ländern sollte man daher auch auf wild campen verzichten.

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